Alte Mühle Gömnigk

LuMPI - Land und Mehr Projektinitiative

Die Mühle

Wir sind die LuMP-Initiative von der „Alten Mühle“ in Gömnigk bei Brück. Etwa 20 Erwachsene, 11 Kinder und ein paar  Hunde und Katzen wohnen hier. Hier erfahrt ihr etwas über das heutige Treiben, sowie etwas über die Geschichte der Mühle.

Heute



Willkommen in Brück.

Brück scheint ganz Dorf zu sein, mit Männerchor, Erntedankfest und geheimer Dorfkneipe; mit Nachbarschaftshilfe und -streit, Obrigkeitsablehnung und Do-it-yourself-Philosophie.
Doch Brück ist auch im Wandel: 2005 kam das erste Hausprojekt, heute gibt es vier. Viele hier schätzen es, in einer Stunde mitten in Berlin zu sein; inzwischen fährt die Bahn sogar jede halbe Stunde dorthin. Bestimmt die Hälfte derer, die hier leben, gelten als „Zugezogene“: Alle, die nicht hier aufgewachsen sind. Der Rekord, von dem wir zuletzt gehört haben, war ein Mensch, der in einem nahegelegenen Dorf bis zum letzten Atemzug als „Zugezogener“ galt – seit 1956. Beim Erntedankfest sind dennoch alle dabei. Und seit 2014 gehören wir nun auch dazu. Die „Land und Mehr Projekt-Initiative“ (kurz: „LuMPI“) besteht aus etwa 30 großen und kleinen Menschen, die gemeinsam die Alte Mühle im Ort übernommen und gekauft haben. Damit stieß aber nicht nur ein Hof mit kleinem Wasserkraftwerk und Solaranlage zum Mietshäuser Syndikat, sondern auch gut 18 Hektar mit Forst, Acker, Weidefläche und Obstwiese.

Und zunehmend Ärger mit dem Wetter: Auch wenn nach der Übernahme viel am Wasserkraftwerk getüftelt wurde und es nun so richtig rund läuft, läuft es im Sommer oft gar nicht, weil zu wenig Wasser im Fluss ist. Der Wald wurde durch Stürme gelichtet und 2019 massiv von Insekten heimgesucht; pünktlich zur Coronakrise kam es zum „Logdown“: 450 Stämme mussten weichen um eine Ausbreitung zu verhindern. Im Gegenzug wuchsen dann sorgsam eingehegt 14.000 neu gepflanzte Bäumchen. Der angestrebte Waldumbau kam so also schneller und heftiger als ursprünglich geplant. Dafür konnten wir bei der Gelegenheit mit einem mobilen Sägewerk Balken sägen – auch für benachbarte Hausprojekte. Von Anfang an ist eine große Baustelle zudem der Ausbau von Wohnraum; wir bauen dabei auf viel Unterstützung und Direktkredite. Parallel wird Raum (Saal, Matratzenlager, Gästeküche, Zeltwiese) für Gruppen, Camps und Veranstaltungen angeboten und zunehmend verbessert – auf Spendenbasis, denn es soll nicht am Geld liegen, wenn es darum geht, die Mühle mit zu nutzen.
Das gilt auch für den Umsonstladen, und beim Acker gibt es ähnliche Überlegungen: Ob solidarisch oder nicht-kommerziell, auf jeden Fall soll hier anders und nachhaltig gewirtschaftet werden, jenseits der vorherrschenden Marktlogik. Doch dazu muss der Boden erst einmal fruchtbarer werden. Deshalb wurden Ende 2019 auf einem von sieben Hektar als Anfangsfläche tausende Weiden und Ölweiden gepflanzt, ebenso wie 50 Erlen und 50 Esskastanien. Derweil wurde auf der restlichen Ackerfläche Roggen vom örtlichen Biobauern angebaut, auch hier gibt es Pläne zur Bodenverbesserung. Die Herausforderungen unseres Projekts sind also vielfältig, aber zum Glück trifft das auch auf uns zu: 0 bis 53 Jahre alt, vegan bis alles essend, geboren überall in Europa oder auch Südamerika, polyamor oder monogam verheiratet, spirituell orientiert oder radikal politisch aktiv – aber alle mit einem gemeinsamen Ziel: Eine Welt, in der alle frei nach ihren Bedürfnissen leben.

Früher

Die Alte Mühle Gömnigk hat als Ort eine lange Geschichte: 1251 wird sie erstmals erwähnt als ein Geschenk eines Grafen an das Kloster Lehnin. 1453 wird sie von adligem Hause wieder gekauft, es folgt ein Wechsel verschiedener Müller und Eigentümer, sowie 1535 ein Überfall in der Fehde von Hans Kohlhase.

Die gesamte ältere Geschichte ist hier im Internet zu finden; wir wollen kurz direkt zum Wesentlichen kommen: Es handelt sich hier nicht um eine romantische, uralte, hölzerne Wassermühle.
Die Alte Mühle Gömnigk ist (zuletzt) 1865 abgebrannt und neu errichtet worden, die Gebäude sind also allenfalls „nur“ 150 Jahre alt. Die sogenannte industrielle Revolution war da schon länger im Gange und so sehen auch die Gebäude der Alten Mühle etwas industriell aus.
Mit den vielen Anbauten, versteckten Winkeln und einigen alten Mühlengeräten ist die Alte Mühle aber auf jeden Fall ein sehr spannendes Gemäuer. Und die Feldsteinfundamente, die am Mahlwasser zu sehen sind, sind sicherlich wesentlich älter als 150 Jahre.

Als Mühle wurde das Objekt bis 2002 betrieben; nach der Stilllegung wurde die wesentliche Mühlentechnik nach Osteuropa verkauft. 2008 verließ die Mühle die Obhut der letzten Müllersfamilie; es gab nach dem Kauf den ersten Versuch, hier ein Gemeinschaftsprojekt zu gründen; dabei wurde unter vielem anderen das Dach erneuert, eine Photovoltaikanlage darauf installiert und die alten Turbinen (von 1927) saniert und zu einem Wasserkraftwerk umgebaut.
Hier ist also schon viel geschehen, auf das wir als LUMP-Initiative dankenswerterweise bauen können.
Die LUMP-Initiative gibt es seit Ende 2013, wir betreiben die Mühle nun nach dem Mietshäuser-Syndikat-Modell.
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